Freitag, 6. Februar 2009

Neues von der Herde

Konferenz der Tiere
Live im ZDF am 05.02.09 um 22:15

Die Aufregung um den Hirten Pontifex und seinen Akt hirtenamtlicher Barmherzigkeit zieht in Wald und Flur immer weitere Kreise. So gab es nun noch zu später Stunde eine eilig einberufene Konferenz der Tiere. Dort saß auf der einen Seite des Halbkreises ein schon ältlicher Leithammel, Anführer der regionalen Hirtenkonferenz. Nahe bei ihm ein Wesen, das nicht gleich identifiziert werden konnte. Es hatte, wohl zur Tarnung, einen Schafspelz umgehängt. Aber schon beim ersten kläffenden Beitrag ward es offenbar: im Schafspelz steckte ein Wadenbeißer der besonderes bissigen Art, der sich im Hirten Pontifex festzubeißen und nicht mehr von ihm zu lassen verstand, obwohl dieser gar nicht zugegen war. Die Meute im weiten Rund spendete begeistert Beifall. Am anderen Ende waren zwei schlaue Füchse postiert, die hier und da einen klugen Einwurf machten. Die theologischen und kirchenrechtlichen Aspekte des Abends lagen jedoch außerhalb ihrer Reichweite - so wie Trauben, die zu hoch hängen. Das galt in noch stärkerem Maße für die eifernde Geiß, die mit der Gesprächsführung betraut war. Sie verstand nicht das Geringste, schlug aber in kurzen Intervallen immer wieder heftig auf Pontifex ein. Die ringsum lagernde Meute war davon begeistert. Was aber machte „Leithammel“? Er thronte wohlgefällig am Rande, bedacht, niemandem zu nahe zu treten, schon gar nicht dem wadenbeißenden Kläffer zu seiner Linken, und zudem galt es die Gunst der Meute nicht zu verspielen. Ein ziemlich betrüblicher Anblick, dieser Leithammel! Wie anders hingegen jenes noch junge Schäfchen, das aus der Herde des Pontifex hinzugeladen war. Gegen alle geifernden Tiraden des Kläffers, gelegentlich auch der schlauen Füchse und immer wieder der eifernden Geiß warf es sich unerschrocken vor seinen Pontifex und verteidigte ihn mit zähem Mut und klugem Sachverstand. „Das ist die neue „Generation Pontifex“, flüsterte ein nachdenklich kauendes Schaf am Rande der Weide. „Was er sagt, und wie er es sagt, schmeckt wie frisches Gras. Ach, hätt’ nur der Leithammel doch auch ein paar Büschel von seiner Kenntnis und seinem Mut! Die Herde braucht das jetzt!“

Donnerstag, 5. Februar 2009

Deutsches Gezeter

Neues von der Herde
Hirte Pontifex wieder auffällig geworden

Dem Vernehmen nach hat der Hirte Pontifex erneut gegen verbreitete Regeln verstoßen. So ließ er seine Herde für einen Augenblick zurück, um einigen Schafen nachzugehen, die sich abseits auf der rechten Seite in allerlei Gestrüpp verfangen hatten. Frühere Versuche, die verirrten Schafe durch Signale aller Art zurückzuholen, waren erfolglos geblieben. So machte sich der Hirte schließlich selber auf den Weg.
Es wird berichtet, daß sich daraufhin sofort lautes Blöken am linken Rand der Herde vernehmen ließ. Offenbar waren die Schafe dort der Ansicht, ihr Hirte sei am verkehrten Ende unterwegs. Die Schafe zur Linken blökten dermaßen laut und, wie es nun einmal für Geblöke kennzeichnend ist, immer in derselben Tonart, sodaß schließlich auch große Teile der restlichen Herde irritiert zu blöken begannen. In kurzer Zeit schon erfüllte ein allgemeines Geblöke die Auen. Es schwoll immer lauter an, und schon bald erhob sich auch von außerhalb der Herde ein vielstimmiges Meckern und Gackern von allerlei vier- und zweibeinigen Geschöpfen. Das Gemecker einer besonders auffälligen Ziege dort wurde selbst innerhalb der Herde von vielen sofort als „Befreiung“ gefeiert. Kritisches Blöken und Meckern deckte jetzt auch andere Verstöße des Pontifex auf. Das Futter, so ließen sich viele vernehmen, das ihnen der Pontifex vorwerfe, sei meistens nur schwer verdaulich. Vieles davon liege ihnen schon lange schwer im Magen.
Es hat den Anschein, als scharen sich nur noch wenige Schafe um diesen Pontifex. Es liegt ein leicht trauriger Zug in seinem Blick, der ungeachtet des Blökens und Meckerns doch liebevoll über die gesamte Herde gleitet - wenn auch zugleich tiefe Besorgnis in ihm liegt. Zumal er nicht sicher sein kann, ob die Schafe, denen er nachging, nicht doch wieder ihrem Drang zum Gestrüpp anheimfallen.
„Ich würde es trotzdem immer wieder tun“, sagte er auf Nachfrage. „Es ist meine Aufgabe, als Hirte“.