Montag, 30. November 2009

Dahin hat uns nun die Schweiz gebracht:

Saudis verbieten Kirchtürme in Mekka

Dienstag, 10. November 2009

Jetzt wird es ernst!

http://www.shortnews.de/start.cfm?id=798308

... und im Frühjahr 2008 war das alles hier schon satirisch vorausgeahnt:

ars imaginationis politicae
Zeitschrift für surrealen Realismus 1 / 2008

Bundesregierung plant Plakettenpflicht für Fußgänger
Weltweit ehrgeizigste Klimaschutzmaßnahme/ Deutschland langfristig klimafrei


Berlin. Eig. Bericht. Alarmiert von Ergebnissen der Forschung, wonach CO2-Emissionen des Menschen die des Autos um das Zehnfache übersteigen[1], hat die Regierung in aller Eile ein neues Klimaschutzpaket geschnürt. Es sieht die Einführung von Fußgängerplaketten ab 2009 vor, um so die Umweltbelastung in Ballungsgebieten weiter zu reduzieren. Ohne diese Plakette ist das Betreten von Fußgängerzonen in deutschen Städten ab 1.1.09 nicht mehr erlaubt. „Wir werden die Maßnahme nach und nach auf ganze Stadtgebiete, dann auf Dörfer, schließlich auf die gesamte Republik ausweiten. Zunächst aber besteht sofortiger Handlungsbedarf in den hochgefährdeten Fußgängerzonen aller Städte ab 20.000 Einwohner,“ so Umweltstaatssekretär Müller am Vormittag. Die Regelung soll ohne Altersbegrenzung gelten, also vom Säugling bis zum Greis. Die Vergabe der Plakette hängt ab vom je individuellen CO2 - Fußabdruck. Dazu will die Regierung die biometrischen Grunddaten jedes Einzelnen erfassen und zu diesem Zweck die klimarelevanten Verhaltensmuster gezielt ermitteln. Dieses individuelle Klimaprofil (ikp) ergibt dann den meßbaren CO2 - Fußabdruck. Das ikp wird im wesentlichen aus folgenden Daten ermittelt: 1) Intensität der Mülltrennung, 2) Nutzung eines Pkws, 3) Flugreisen pro Jahr (gestaffelt nach klimaschädlichen Zielen, z. B. Mallorca, und klimaförderlichen Zielen, z. B. Grönland, Antarktis, Bali), 4) Besitz eines privatgenutzten Eigenheims, 5) Betreiben eines privatgenutzten Kamins., 6) klimapolitisches Grundwissen (Wie heißt der Patenonkel von Knut? Wann versinkt Sylt? Wer kommt aus Texas und ist Weltfeind Nummer 1 des Klimas? Wie viele Jahre bleiben uns noch?). „Zur Erhebung der Daten werden wir überall Kontrollteams einrichten, die wir aus den diversen Umweltorganisationen rekrutieren. Human Rights Watch und amnesty international haben dabei ebenfalls ihre Mitarbeit bereits zugesagt, wie auch Landesbischof Huber, Kardinal Lehmann, Norbert Blüm und Gregor Gysi“, verwies Müller stolz auf den Maximalkonsens in der Bevölkerung. Die genaue Festlegung des ikp-Grenzwerts und damit des zulässigen CO2 - Fußabdrucks bedarf noch der Koalitionsvereinbarung. Der Bundesumweltminister geht aber davon aus, „daß wir hier in Kürze eine Einigung erzielen werden. Wegen der klimapolitischen Dringlichkeit wird dann das Gesetzgebungsverfahren so abgewickelt, daß die Regelungen zum 1. Januar 2009 in Kraft treten können. Nur wenn wir diesen Zeitplan einhalten,“ so der Minister, „können wir der totalen Katastrophe noch entkommen“. Besorgt fügte er hinzu: “Zumindest wir Deutschen“. Nur wer den ikp-Grenzwert nicht überschreitet, erhält die begehrte Plakette. Die Maßnahme wird im Kabinett als vordringliche Klimarettungsmaßnahme eingestuft. Ohne die Plakette kommt keiner mehr in die Städte. „Hier wird es, schon wegen unserer globalen Vorbildfunktion, null Toleranz geben“, unterstrich die Kanzlerin den Ernst der Lage. Die Plakette wird kreisrund sein und rot-grün. Sie ist deutlich sichtbar auf der Kleidung oberhalb des Herzens zu tragen. „Klimapolitik ist für uns Deutsche Herzenssache“[2], brachte es die Kanzlerin bewegt auf den Punkt. Die Rückseite der Plakette wird mit einer textilkompatiblen Adhäsionsschicht ausgelegt sein, so daß der Wechsel von Mantel auf Jacke (oder von Windel auf Kinderwagen) kein Problem sein wird. Die Vorderseite enthält in verschlüsselter Form den Namen und die ikp-Daten des Trägers. „Mit dem Auto haben wir gerade einen guten Anfang gemacht. Nun ziehen wir konsequent mit dem Fußgänger nach,“ blickt Umweltminister Gabriel[3] zufrieden auf Großtaten seines Ministeriums. „Unser Ziel muß es mittelfristig sein, deutsche Städte komplett auto- und menschenfrei zu machen - langfristig dann auch vollends klimafrei“, umreißt er seine wegweisende Vision.[4] Alle gesellschaftlich relevanten Gruppen der Bundesrepublik, von den Kirchen bis zu den Gewerkschaften, haben schon jetzt ihre Zustimmung zur geplanten Fußgängerplakette wie auch zu der weitergehenden Vision des Ministers geäußert. „Die Deutschen stehen wie ein Mann/eine Frau hinter der engagierten Klimaschutzpolitik dieser Regierung. Das ist im Weltmaßstab beispiellos“, zeigte sich auch Außenminister Steinmeier sichtlich bewegt.


[1] FAZ, 02.04.2007, „Wider die Klimahysterie“ http://www.faz.net/
[2] Dies sei, so fügte sie auf Nachfrage eines kritischen Journalisten erregt hinzu, überhaupt nicht so zu verstehen, daß die Regierung in der Klimafrage den Verstand verloren habe.
[3] „Certainly not the brightest light in the harbor“ (Hafenarbeiter in Bali bei Ankunft des Ministers zur dortigen Klimakonferenz; der Minister kam, "um ein Zeichen zu setzen", mit dem Segelboot).
[4] Der umtriebige Minister glaubt unbeirrbar an die Fortentwicklung des Deutschen zu einem Menschen, der, wie der Soziologe Gerhard Schulze formulierte, „sich und die Welt jeden Tag neu erfindet“.