Sonntag, 12. Juli 2009

Obama nach Canossa

Tagesordnung verpatzt

Es gab nur diesen einen Grund für die Wahl L’Aquilas zum Konferenzort des G 8-Gipfels. Mitten im Erdbebengebiet, in der Stadt, die gerade noch schrecklich heimgesucht worden war, hier in L’Aquila waren sie zusammengekommen, um diesen einen Beschluß zu fassen, auf den die Menschen in den Erdbebengebieten der Erde so lange gewartet hatten: Den Beschluß der mächtigsten Politiker der Welt, daß Erdbeben hier in den Abruzzen und überall auf dem Globus von nun an für alle Zeit geächtet und verboten sind.
Und dann diese Panne!

„Das ist uns in der Euphorie ums Klima glatt dadurchgegangen“, bekannte eine sichtlich verstörte Kanzlerin nach ihrer Rückkehr in die Bundeshauptstadt. „Ich weiß wirklich nicht, wie uns das passieren konnte. L’Aquila als Tagungsort macht doch sonst gar keinen Sinn. Wir wollten ein ganz starkes Signal ans Erdbeben senden, ganz weit oben auf der Richterskala politischer Abschreckung. So, wie wir es mit gewaltigem Erfolg an die Adresse des Klimas gemacht haben. Das Ziel war ganz klar: Erdbeben wollten wir verbieten. Und ächten. Darum L’Aquila. Ich bin untröstlich, daß wir das versäumt haben. Jetzt bleibt uns und den Menschen da draußen nur die Hoffnung auf den nächsten Gipfel.“

Ganz untätig aber sind die Gipfelpolitiker inzwischen nicht geblieben. Unmittelbar, nachdem sie ihr Versäumnis bemerkten, haben sie ihren World Leader Obama in den Vatikan entsandt. Seine Mission glich einem Gang nach Canossa: Still, nur begleitet von den Medien, und in ein dunkles Büßergewand gehüllt, war er vor den Heiligen Vater hingetreten, um für sich selbst und für alle Teilnehmer der Konferenz von L’Aquila Vergebung für das Versäumte zu erflehen.

Im Gestus des Guten Hirten sprach der Heilige Vater besänftigend auf Obama ein, und er tat es in seinem geliebten Italienisch, das der Dolmetscher simultan ins Englische übertrug: „Seien Sie ohne Sorge, Mister President, und vor allem, seien Sie ehrlich vor sich selbst - denn im Grunde ihres Herzens und Ihres Verstandes werden Sie doch nicht wirklich glauben, Sie könnten mit politischen Beschlüssen in irgendeiner Weise auf Naturgewalten wie Erdbeben oder Klima einwirken. Das, Mr. President, können Sie doch als vernunftbegabtes Wesen nicht allen Ernstes glauben.“

Ohne zu zögern gab der amerikanische Präsident seine schon jetzt legendär gewordene Antwort, und er wechselte dabei nicht nur in seine vertraute Muttersprache, nein, im Bewußtsein seiner überragenden Bedeutung sprach er auch im pluralis majestatis:
„Yes, We can!“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen