Mittwoch, 11. Januar 2012

Ehre, wem Ehre gebührt - Straßenreinigung in Münster

„Immer am lautesten hat sich der Unversuchte entrüstet, immer der Ungeprüfte mit seiner Stärke gebrüstet, immer der Ungestoßne gerühmt, daß er niemals gefallen.“
Werner Bergengruen
Recht so also, wenn nun bald außer dem Reichsfeldmarschall auch Miegels Frauen von Nidden auf dem Scheiterhaufen der emsigen Straßenreiniger Münsters ihrer späten, aber verdienten Strafe entgegenlodern! Die hehren Wächter der Sitte werden doch sicher nicht übersehen, auch Reich-Ranickis "Kanon" gleich mit ins Feuer zu werfen, hat er doch "Die Frauen von Nidden" und dazu noch weitere Werke der in Münster nun Geächteten durch Aufnahme geehrt!
Daß nur die Straßenreinigung nicht zu eng gefaßt werde!
Denn:
Ein Blick in Tacitus’ Annalen oder besser noch in Florus’ Abriß der römischen Geschichte zeigt das ganze Ausmaß des Skandals, wenn in der „lebenswertesten Stadt der Welt“ ein kompletter Straßenring noch immer die Brutalität der Cherusker verherrlicht!
Und daß man nur nicht Martin Luthers Schriften übersehe, insbesondere Von den Juden und ihren Lügen (1543)! Dann gibt es mehr noch in Münster zu bereinigen als Straßen nur und Wege! Schrieb er doch in den Ziffern 299ff der genannten Schrift: „Erstlich, daß man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe, und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. … Zum andern, daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre….“ Und so weiter, und so weiter, und grausam so weiter. Und nun sage man nicht, das sei „aus der Zeit heraus“ zu deuten – da man doch bei allen anderen, die jetzt im Blick der Reiniger sind, ein ganz anderes Maß anzulegen sich die größte Mühe gibt!
Gewiß wird wohl auch der Kardinal dem eisernen Besen der Straßenreinigung nicht entgehen, hat er doch in dunkler Zeit so manches Mal zum Gebet gerufen für „Volk und Vaterland“, und hat er doch die Sowjetunion als „Pest des Bolschewismus“ bezeichnet und den Überfall ausdrücklich begrüßt!
Und welch eine Schande, wenn noch immer der Ungeist des Revanchismus ganze Straßenzüge vergiftet:
Elsässerstraße, Straßburger Weg, Weißenburgstraße, Metzer Straße, Kolmarstraße, Kronstadtweg
Und auch die Rolle des Prinzen Eugen sollte angesichts der Straße, die seinen Namen trägt, in der wackeren Reinigungs-Kommission noch einmal gründlich gewertet werden! Das schulden wir dem multikulturellen Dialog!
Dies und noch viel mehr gilt es zu bedenken und in klugen Köpfen zu begrübeln.
Kaiser-Wilhelm-Ring und Kanonierplatz, Ostmarkstraße, und gar die Langemarckstraße unseligen Heldengedenkens – es bleibt viel zu tun, um das historische Gedächtnis aus dem Straßenverzeichnis dieser Stadt zu tilgen.
Eines aber verschlägt den Atem, und man glaubt es nicht:
Es gibt in Münster einen KRIEGERWEG!
Und kein Protest rührt sich!
Fangen wir doch hier mit der Straßenreinigung an!
UND ZWAR SOFORT!



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